1. Herren auf der Suche nach Konstanz

Ausgeglichene Landesliga-Hinrunde lässt für den VfL alle Möglichkeiten offen

Nach der einjährigen Abstinenz war die Freude groß, als die Rückkehr in die Fußball-Landesliga endlich bevorstand. Die Saisoneröffnung sollte ein Fest werden – was aus organisatorischer Sicht galt, konnte sportlich in den ersten Wochen nicht bestätigt werden. Nach einer schmerzhaften 2:3-Niederlage am ersten Spieltag gegen den TSV Ottersberg brachte auch die erste Auswärtspartie nicht den gewünschten Erfolg, der SV Drochtersen/Assel II behielt am Ende mit 2:1 die Oberhand. Trainer Axel Güllert sieht hier den erneuten Umbruch im Kader als Grund für den verzögerten Erfolg: „Wenn man mit einer so jungen Mannschaft und drei 18-Jährigen in der Aufstellung spielt, ist es denke ich ganz klar, dass da zu Beginn noch nicht alles rund läuft. Aber alle haben schnell dazu gelernt.“

Gejubelt werden durfte erst am dritten Spieltag, als die Schwarz-Gelben die drei Punkte gegen den SV BW Bornreihe mit nach Hause nahmen.
Ab diesem Spieltag lässt sich bei den Cellern ein gewisses Muster erkennen: Dem VfL gelang es über weite Strecken der Hinserie nicht, zwei Spiele in Folge zu gewinnen. So scheint es als ungeschriebenes Gesetz, dass auf drei Punkte zwei Wochenenden ohne Sieg folgen. Als gutes und wichtiges Unentschieden lässt sich hier der Punktgewinn gegen den Tabellenführer MTV Treubund Lüneburg Mitte September nennen, doch auf der negativen Seite zeigen sich knappe Niederlagen wie gegen den SV Teutonia Uelzen, als man gegen den Konkurrenten vom unteren Ende der Tabelle in letzter Sekunde verlor.
„Durch einige Ausfälle haben wir gerade zu Beginn der Saison immer wieder mit einer veränderten Startaufstellung gespielt“, berichtet Güllert. „Zum Ende der Hinrunde sind wir dann aber konstanter aufgetreten.“ Mit den wichtigen Siegen gegen direkte Konkurrenten wie den TSV Gellersen oder SV Emmendorf und einer Serie von vier ungeschlagenen Spielen zeigte sich diese neue Konstanz und Eingespieltheit der Mannschaft dann auch auf dem Papier.
Nach dem fünfzehnten Spieltag hätten die Westerceller sich eine bestimmte Tabelle gerne eingefroren und mit Rahmen ins Vereinsheim gehängt – während man mit dem ersten Platz in der Auswärtstabelle das stärkste Team der Liga auf den fremden Sportplätzen stellte, schien der Mannschaft die Heimstärke abhandengekommen zu sein – hier war der vorletzte Platz in der Heimtabelle die Konsequenz. Eine sichere Festung war der Sportpark an der Wilhelm-Hasselmann-Straße bisher nicht.

Das schwarz-gelbe Torverhältnis liest sich hingegen sehr ausgeglichen und zeigt, wo die Reise für die junge Mannschaft hingehen kann. Während sich die Anzahl der Gegentore im Vergleich mit den Tabellennachbarn nicht verstecken braucht, scheint offensiv noch etwas Luft nach oben. Sicher ist aber, dass die wöchentlichen Auftritte des VfL meist als Spektakel enden: Nach 15 Partien mit durchschnittlich 3,6 Toren pro Spiel kommen die Zuschauer voll auf ihre Kosten, wenn der VfL anreist. „Wir sind schon auf einem ordentlichen Niveau, können aber in beiden Mannschaftsteilen noch einige Sachen besser machen“, sprach Güllert die Verspieltheit vor dem gegnerischen Tor sowie teils sorglose Abwehraktion in der eigenen Hälfte an. „Da ist dann teilweise ein Haken zu viel dabei oder wir wollen brenzlige Situationen in der Abwehr zu schön lösen.“

Als Stammspieler und wichtige Stützen der Mannschaft haben die Neuzugänge Daniel Weiß und Tim Runge im Mittelfeld voll eingeschlagen, während mit Maximilian Wede, Fabian Woitschek, Johannes Wunsch und Nico Zabiegay die Verstärkung aus der eigenen U19 den Kader auffrischen und wichtige Impulse setzen konnte. Die Trainer sehen weiterhin vor allem die erfahrenen Akteure in der Pflicht: „Es ist wichtig, dass die älteren Spieler Verantwortung übernehmen und die Jüngeren unterstützen und einbinden. Das hat bisher sehr gut geklappt.“

Zur Winterpause ist somit für die Herren alles offen: Während die Abstiegsplätze immer im Rückspiegel erscheinen, ist der Zug für das gesicherte Mittelfeld noch lange nicht abgefahren. Die Zielsetzung ist laut Güllert und Trainerkollege Heiko Vollmer weiterhin klar: „Der Klassenerhalt bleibt natürlich das Ziel dieser Spielzeit.“ Auf die Frage, ob die zweite Saison in der Landesliga ähnlich knapp wie die Abstiegssaison vor zwei Jahren werden wird, als die Entscheidung erst auf den letzten Metern der Rückrunde fiel, weist Güllert auf die Tabelle hin: „Die Liga ist sehr ausgeglichen, bisher fällt nur Emmendorf etwas hinten ab. In diesem großen Mittelfeld kann jeder jeden schlagen – von den Abstiegsrängen bis ins obere Mittelfeld sind es nur wenige Punkte.“

Text: Noah Heinemann
Bild: David Borghoff