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Ex-Nationalspielerin trainiert Knirpse – Birte Weiß bringt der U5 und U6 des VfL Westercelle das Fußballspielen bei

In der ehemaligen DDR heimste Birte Weiß mit ihrem Klub Rotation Schlema (später Wismut Aue) zahlreiche Titel ein, bevor sie nach der Wiedervereinigung in der Frauen-Bundesliga ihre Spuren hinterließ und sogar Fußballgeschichte schrieb. Heute trainiert Weiß die Bambini des VfL Westercelle und ist zufriedener denn je. „Es macht unheimlichen Spaß, die Kleinen zu trainieren und zu sehen, mit welcher Begeisterung sie dabei sind. Es ist schön, so wie es gerade ist“, erklärt die 44-Jährige, die auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken kann.

Weiß, die aus Markersbach im Erzgebirge stammt, kam mit 14 Jahren zu Rotation Schlema und gewann 1987 mit dem Klub die DDR-Meisterschaft. Zudem feierte sie 1987 und 1988 zwei Pokalsiege. Nach der Wende wechselte Schlemas Mannschaft geschlossen zu Wismut Aue und holte 1991 erneut den DDR-Pokal. Mit ihren starken Leistungen im zentralen Mittelfeld überzeugte Weiß auch den damaligen DFB-Trainer Gero Bisanz, der sie 1991 zur ersten Nationalspielerin aus den neuen Bundesländern machte. Nach ihrem Debüt gegen Polen, folgte ein weiterer Auftritt 1993 gegen Frankreich.

Zu diesem Zeitpunkt wohnte Weiß bereits in Celle, da sie 1992 zum Bundesligisten WSV Wolfsburg-Wendeschott wechselte. „Mein Freund wohnte in Celle, daher bin ich auch dort hingezogen und pendelte immer zwischen Wolfsburg und Celle hin und her“, erklärt die Sächsin. Fast zehn Jahre trug Weiß das Trikot der Wolfsburger, ehe sie ihre Karriere beendete.

Fortan wurde der Fußball zunächst Nebensache. Weiß konzentrierte sich nur noch auf ihren Job als Schlosser in der Forschungsabteilung bei VW in Wolfsburg und widmete sich zunehmend ihrer Familie. In ihrer Freizeit entdeckte sie das Laufen für sich und nahm über die Jahre an verschiedenen Marathons teil.

Zeit auf dem Fußballplatz verbrachte sie nur, um ihrem Sohn, der in der Jugend des VfL Westercelle kickt, zuzujubeln. Als dort vor vier Jahren ein Trainer für die U5 und U6 gesucht wurde, konnte Weiß jedoch nicht widerstehen. „Zunächst war ich nur ein paar Mal eingesprungen. Dann machte die Arbeit mir aber so viel Spaß, dass ich fest zugesagt habe“, erinnert sich Weiß. Ein- bis zweimal in der Woche steht die Frau mit der Kurzhaarfrisur nun mit den Knirpsen auf dem Platz und trainiert – allerdings auf etwas andere Art.

„Es geht in erster Linie darum, Spaß zu vermitteln und die Kinder mit leicht verständlichen Übungen langsam für den Sport zu begeistern“, so die ehemalige DFB-Spielerin. Einen richtigen Spielbetrieb gibt es bei den ganz Kleinen noch nicht. Erst ab der U7 werden Punktspiele ausgetragen.

Somit bleibt Weiß nur das Training, um ihren Schützlingen möglichst viel beizubringen. Und das gelingt der Mittvierzigerin sehr gut. Mit großen Augen und hochkonzentriert folgen die Kids den Anweisungen ihrer Trainerin, der besonders der Teamgeist und sozialen Kompetenzen jedes Einzelnen am Herzen liegen: „In gewisser Weise bin ja auch eine Art Erzieherin. Ich möchte, dass die Kleinen lernen, füreinander da zu sein und den anderen nicht im Stich zu lassen.“

Die Jagd nach Titeln ist für Birte Weiß längst vorbei, doch die Arbeit mit den Kindern hat ihre Liebe für den Fußball auf eine neue Art entfacht. „Es ist wunderbar mit den Kids und ich hoffe, ich kann das noch eine Weile machen“, blickt Weiß in die Zukunft und verlässt mit einem Lachen den Trainingsplatz.

Text: Sebastian Nickel, aus: Cellesche Zeitung vom 20. Mai 2016
Bilder: Michael Schäfer