Gemeinsam zum Ziel: Fußball-Herren feiern Aufstieg und Klassenerhalt

 

Als TSV Jahn-Stürmer Danny Feldmann den Ball in der 68. Minute nach einem Konter an VfL-Torhüter Jannick Heuer vorbei ins Tor legte, schienen die Träume des VfL Westercelle an der harten Realität des Fußballsports geplatzt zu seien. Am vorletzten Spieltag erschien die Arbeit einer ganzen Saison plötzlich wertlos. Dementsprechend lang zogen sich die Gesichter auf der Westerceller Bank. „Das war schon ein Dämpfer, auf jeden Fall.“, erinnert sich Trainer Axel Güllert an die bangen Minuten zurück. Die Rückkehr in die Landesliga, das lang ersehnte Saisonziel war plötzlich in weite Ferne gerückt, die Glückseligkeit nicht mehr zum Greifen nahe

Zwei Wochen später gibt es auf dem Sportplatz an der Wilhelm-Hasselmann-Straße kein Halten mehr: Je mehr Tore die Schwarz-Gelben auf der Anzeigetafel verbuchen können, desto höher steigt die Vorfreude auf die Meister- und Aufstiegsfeier, die schon während der Partie mit Luftballons, Konfetti und lauter Fanunterstützung ihren Anfang fand. Als kurze Zeit später die Meistertafel in die Höhe gereckt wird, ist die Westercelle Gefühlswelt wieder in Ordnung, auf Wolke sieben.

Zwischen beiden Ereignissen lagen vielschichtige Gefühlswelten und eine unglaubliche Energieleistung, welche den Umschwung brachte. Auf der Sportanlage des TSV Jahn Schneverdingen brauchte es einen Wirkungstreffer, der wie ein Nadelstich in das Luftschloss der schwarz-gelben Aufstiegsträume stieß, um die Mannschaft trotz aller akribischen Vorbereitungen und mahnenden Worte des Trainergespanns aus ihrer nervösen Spielweise zu reißen. Kai Broschinski ergriff geistesgegenwärtig die Initiative und wechselte sich, mit verdutzter Zustimmung der Trainer, selber ein – vier Minuten später traf sein Sturmkollege Nils Wittenberg zum Ausgleich, ehe Arnas Saulys einen Eckstoß nur eine Minute später mit einem wuchtigen Kopfball ins Glück verwandelte. „Ich hatte Heiko schon signalisiert, dass wir nach dem Rückstand etwas in der Offensive tun müssen.“, so Güllert über die Taktikbesprechung mit seinem Trainerkollege Heiko Vollmer. „Da wir noch nicht alles auf eine Karte gesetzt hatten und noch nachlegen konnten, war ich mir sicher, dass wir die Partie noch drehen würden.“ Tom Schapers setzte mit seinem Treffer dann den Schlusspunkt.

Nicht erst am vorletzten Spieltag hatte die Mannschaft bewiesen, welche Moral samt Kampfgeist trotz des jungen Alters in ihr steckt. Nach einer Verjüngungskur zu Saisonbeginn, immerhin ging ein Dutzend Jugendspieler den Schritt in den Herrenbereich, geriet die neu formierte Mannschaft hin und wieder ins Straucheln. „Gerade die Niederlage gegen den SC Vorwerk oder gegen den MTV Soltau waren ärgerlich. Die Jungs mussten sich erst einfinden und an den Herrenbereich gewöhnen – das haben sie dann aber auch innerhalb kürzester Zeit geschafft.“, erläuterte Güllert die Startschwierigkeiten.
In Richtung Saisonende setzten die Fußballer auch eher auf die Spannung als beherrschendes Element, indem gegen Germania Walsrode (2:2) und den TSV Egestorf (1:3) Punkte liegengelassen wurden, welche vom starken Konkurrenten TSV Elstorf dankend zum eigenen Vorteil genutzt wurden. Umso wichtiger gestaltete sich das Comeback in Schneverdingen, bekräftigt auch der Trainer: „Wie die Mannschaft sich aus schwierigen Situationen befreit hat, zeigt ihre Klasse und war sehr beeindruckend.“

Während die Erste Herren in Schneverdingen um den Aufstieg bangen musste, hing auch das Saisonziel der Zweiten Herren in der Kreisliga noch in der Luft. Beim Spitzreiter aus Eldingen zeigte die Mannschaft von Rolf-Peter Nieber und Jan Kohls eine starke Leistung, auch wenn der bereits feststehende Kreismeister am Ende mit 3:2 die Oberhand behielt. Da der TuS Bröckel im Abstiegskampf zeitgleich seine Partie verlor und somit als Absteiger feststand, konnte bei den Schwarz-Gelben dennoch durchgeatmet werden. „Das war sehr wichtig für den gesamten Verein.“, lässt Nieber erkennen. Vor allem für die Zusammenarbeit zwischen den ersten beiden Herrenmannschaften, welche in der abgelaufenen Saison zur Zufriedenheit aller Seiten bereits sehr erfolgreich verlief. Mehrere Spieler der Ersten Herren sammelten bei den Kollegen in der Kreisliga Spielpraxis oder leisteten in wichtigen Partien Unterstützung. „Die Zusammenarbeit war großartig. Gleiches gilt für die Bereitschaft der Spieler, mit Biss und Motivation auszuhelfen. Damit haben wir gemeinsam einen großen Teil dazu beigetragen, die Ziele des Vereins zu erreichen.“, zeigte Güllert das Erfolgsmodell auf, während Nieber die Notwendigkeit des Klassenerhaltes herausstellte: „Ein Drei-Klassen-Unterschied zwischen den beiden Mannschaften wäre dafür dann zu groß gewesen.“

Mit zunehmender Dauer der Saison kam die Zweite Mannschaft immer besser in Fahrt, nachdem die Hinrunde nicht nach den Vorstellungen verlief. Neben engen Partien hagelte es auch immer wieder hohe Niederlagen wie gegen den SV Altencelle und SV Eldingen (je 1:6-Pleiten). Trainer Nieber sah hierfür vor allem den mentalen Teil des Sportes verantwortlich: „Der Kopf ging schnell runter. Aber wir haben uns dann von Woche zu Woche stabilisiert und die Mannschaft hat sich somit irgendwann selbst gefunden.“ In der Rückrunde münzten die Schwarz-Gelben ihre Schwäche aus dem Vorjahr um und behielten dank ihrer Willensstärke einige Punkte aus engen Partien in Westercelle.

Für das Endspiel der Ersten Herren Anfang Juni hatten sich die zahlreichen Westerceller Fans ganz besondere Aktionen ausgedacht, um die Mannschaft akustisch und visuell bestmöglich zu unterstützen. Mit einem Punkt Vorsprung auf den Verfolger TSV Elstorf hatte die Mannschaft ihr Schicksal selbst in der Hand und war sich der wichtigen Aufgabe bewusst – souverän, wenn auch zu Beginn angespannt nahm das junge Team die letzte Hürde auf dem Weg zurück in die Landesliga. Und dann durfte gefeiert werden.
Sprechchöre, Banner, Luftballons, Rauchbomben, Humbas, Bier- und Sektduschen – die Schwarz-Gelben ließen es für ihre Helden an nichts mangeln. „Es war für die Feier natürlich perfekt, dass wir die Entscheidung am letzten Spieltag in der eigenen Hand hatten.“, freute sich Güllert über die Umstände des Aufstiegs. „Und wo gibt es das in der Bezirksliga, dass man den Meistertitel vor 450 Zuschauern mit einem solch tollen Rahmenprogramm feiern kann? Wir haben eine tolle Gemeinschaft in Westercelle, die ihres Gleichen sucht.“  Bis spät in die Nacht war das Sportheim der Dreh- und Angelpunkt der Feierlichkeiten, welche neben der Ersten Herren auch die zweite und dritte Mannschaft umschloss. Das Team von Trainer Nico Freier beendete die Saison trotz zwischenzeitlicher Verletzungssorgen auf dem neunten Rang der 4. Kreisklasse und hatte somit allen Grund, auf den Party-Zug aufzuspringen.

Während die Erste Herren in der kommenden Saison den Verlust wichtiger Leistungsträger kompensieren und sich auf einigen Positionen neu aufstellen muss, hofft Nieber, welcher sich mit Kollege Kohls zurückzieht und die Zweite Herren an Stephan Bergmann übergibt, dass die Truppe in seiner Konstellation zusammenbleibt.
Mit der abgelaufenen Spielzeit haben sich beide Teams ein solides Fundament erbaut, auf das in der nächsten Saison aufgebaut werden kann. „Wir können auf das Erreichte der Mannschaften absolut stolz sein.“, freut sich Nieber über die Gesamtleistung der Fußball-Sparte im Herrenbereich.

Text: Noah Heinemann
Bilder: David Borghoff, Alexander Baumann